Wohnquartier an der Berliner Allee in Augsburg • Klimaanpassung im Wohnungsbau
PROJEKTBESCHREIBUNG
Wohnquartier an der Berliner Allee in Augsburg • Klimaanpassung im Wohnungsbau
Das städtebauliche Konzept orientiert sich an den Zielen des Modellvorhabens ‚Klimaanpassung im Wohnungsbau‘. Es entsteht ein modellhaftes und unverwechselbares Wohnquartier, das auch in Zukunft vor dem Hintergrund klimatischer Veränderungen ein attraktives und angenehmes städtisches Wohnen schafft. Das neue Quartier ist selbständig und mit der Nachbarschaft verknüpft. Hauptziele des Konzepts sind:
- Minimierung von Flächenverbrauch und -versiegelung,
- autofreie Erschließung des Quartiers,
- Regenwassermanagement mit Retentionsflächen,
- Durchgrünung des Gebiets sowie Freihaltung von Frischluftschneisen,
- Optimierung der Nutzung der Wohnbauflächen mit einer angemessenen Dichte,
- Verknüpfung des Quartiers mit dem Lechpark und Umgebung,
- nachhaltige Baumaterialien und Hybridbauweise,
- abgestimmtes Energiekonzept.
Die unmittelbare Umgebung des Planungsgebietes ist hinsichtlich der Bau- und Nutzungsstruktur heterogen geprägt, ohne Bebauungsstruktur. Das städtebauliche Konzept nimmt als Referenz den Landschaftspark und die Berliner Allee als Ausgangslage für den Entwurf.
Städtebauliche Grundstruktur
Die städtebauliche Grundstruktur schlägt nach Westen und nach Norden eine klare Kante als Lärmschutzbebauung und als räumliche Fassung der Berliner Alle vor. Die Randbebauung wird auf der Höhe der Berliner Allee geplant, um die Barrierewirkung der erhöhten Straßenlage entgegenzuwirken. Das bestehende Waldbiotop wird als Urban Forest für das Quartier eröffnet und sichert die Frischluftschneisen von Westen nach Osten, als wichtige Grünachse durch das Planungsgebiet.
Nach Osten garantiert die lockere und verspielte Bebauung mit durchlässiger und offener Struktur zum Park eine ausreichende Durchlüftung und Kühlung für ein gesundes Stadtklima. Die lockere Baustruktur schafft jedoch Zwischenräume und bildet Hausgruppen im Landschaftspark eingebettet, die die Qualität des neuen Quartiers als städtische Wohnanlage mit höherer Dichte definieren. Der erhaltenswerte Baumbestand im Randbereich des Wohngebietes wird weitestgehend erhalten und in die Neuplanung integriert.
Die Randbebauung wird durch die Quartiers-HUBs und den mittleren Urban Forest gegliedert. Die leicht versetzte Lage der Baukörper sowie die Hochpunkte nehmen Bezug auf die heterogene Bebauung im Westen.
Das städtebauliche Konzept schafft Platz für ca. 485 Wohneinheiten. Diese Dichte ist bei der Lage und dem Angebot an Freiflächen gut vertretbar und angemessen. Die wirtschaftliche Nutzung der Wohnbauflächen trägt zur Schaffung von bezahlbaren Wohnräumen.
Freiräume
Die stadtbildprägenden Bäume entlang der Berliner Allee im Bereich der Anbauverbotszone werden in die Gestaltung integriert und können so lange bestehen bis die Berliner Allee mit der Tram-Linie erweitert werden soll.
Der Damm mit dem Baumsaum entlang des Lechs wird punktuell durchbrochen und die Blickbeziehung und Zugänglichkeit zum Fluß wird freigegeben. Die bewaldete Uferböschung wird geräumt und als Loge gestaltet. Der Lech wird hier zugänglich und erlebbar gemacht.
Die Bewohner haben die Möglichkeit die Freiräume auf sehr unterschiedliche Art und Weise zu entdecken und benutzen. Das Angebot reicht von kleinen Schrebergarteneinheiten auf den Gartenterrassen bis zur Biotopfläche. Sportflächen können ebenfalls auf den Quartiers-HUB und ergänzen die Nutzung im Lechpark.
Die Fassaden des Quartiers-HUBs werden allseitig begrünt und signalisieren gleich am Quartierseingang das Thema ‚Klimaanpassung im Wohnungsbau‘. Die Fassadenbegrünung trägt ebenso zur natürlichen Wärmeregulierung bei und setzt gleichzeitig prägnante gestalterische Akzente in der Fassadenabwicklung.
Das Biotop als Urban Forest bleibt mitsamt seinem Unterwuchs als Lebensraum für Tiere erhalten und wird behutsam durch schmale Pfade erschlossen. Die Wege können als Barfußpfade ausgebildet werden und tragen so zur Schulung der Naturwahrnehmung und Umweltbildung bei.
Das Schwammquartier
Die Wohnbaufläche hat eine sehr günstige Lage am Hang zum Lech. Trotz des gleichmäßigen Gefälles zum Fluß soll das Regenwasser innerhalb des Quartiers behandelt werden.
Das Schwammquartier trägt zu geregeltem Regenwassermanagement und klimatischer Qualität des neuen Quartiers bei:
- Biodiversitätsdächer (Retentionsdächer) auf allen Gebäuden, Dicke mindest. 20cm, auch unter PV-Anlagen
- Reduzierung der Flächenversiegelung auf ein Mindestmaß, ohne unterbauten Flächen
- Versickerungsmulden als Retentionsflächen
- durchlässige und entsiegelte Erschließungsflächen
- Speicherung von Regenwasser zur Versorgung von Bepflanzungen
Regenwassermanagement
Das Regenwasser der begrünten Dachflächen wird auf den Dächern zurückgehalten und pflanzenverfügbar gemacht (Retentionsdach). Das Regenwasser von versiegelten oder unterbauten Flächen wird in Zisternen in den UGs gespeichert und kann als Brauchwasser für die Bewässerung genutzt werden.
Bei Starkregenereignissen kann das Regenwasser in Rasenmulden und leicht abgesenkten, nicht unterbauten Platzflächen, die mit einer großflächigen Baumrigole versehen sind, eingestaut werden. Ein Notüberlauf bei Starkregenereignissen geht in große Wiesenmulden auf den Baugrundstücken, diese können mit Notüberläufen bei Extremereignissen in den Park erweitert werden, so dass für Katastrophenszenarien das Wasser in den Lech geleitet wird.
Wettbewerb Wohnquartier an der Berliner Allee in Augsburg • Klimaanpassung im Wohnungsbau
- Stufe: 2. Preis (einer von drei 2. Preisen)
- Stufe: Zuschlag nach Verhandlungsverfahren mit Lösungsvorschlägen
Bauherrin: Stadibau GmbH
Landschaftsarchitekten: liebald + aufermann landschaftsarchitekten
Mitarbeiter: Julia Micklewright, Gabriele Felici, Isabella Sworowski (liebald + aufermann)
Wasserbau: SKI, Herr Michael Spannring
Verkehr: Planungsgesellschaft Stadt-Land-Verkehr, Herr Alexander Süßmuth
Schallschutz: em Plan, Frau Elke Mahlknecht
Energie/Haustechnik: IB EST, Herr Michael Brünner
Modellbau: Horn Modellbau GmbH